Keine Angst an Silvester



Es geht wieder los. Die Sektkorken knallen, im TV wird das berühmte "Dinner for one" rauf und runter gespielt, Luftschlangen fliegen umher, es wird Blei gegossen und kleine Tischfeuerwerke versüßen uns den Abend. Es ist Silvester. Wir verabschieden uns vom alten Jahr und begrüßen das neue mit einem tosenden Feuerwerk.

Doch nicht für alle ist dieser Abend genauso schön wie für uns. Viele Haustiere leiden besonders unter der Feuerwerkstortur. Da der Feuerwerksverkauf sehr früh startet, können viele Menschen nicht anders als schon vor dem großen Abend ein paar Böller in die Luft zu werfen. Auch die Tage danach bleiben spannend. Besonders das unvorhergesehene laute Knallgeräusch versetzt unsere Tiere in Angst. Das Geräusch ist gegenwärtig aber nicht zuzuordnen. Die sonst so gewohnte Umgebung unterliegt dem Ausnahmezustand.

Doch wie können wir nun unserem geliebten Vierbeiner helfen diese Zeit so gut es geht zu überstehen? - Hier sind einige Tipps aufgeführt die Ihren helfen können.



Gesundheitscheck

Hatte Ihr Hund noch nie zuvor derart ängstlich auf Geräusche reagiert ist zu allererst ein Gesundheitscheck zu machen. Schmerzen und hormonelle Probleme können zu Ängsten führen.


Sicherheitsvorkehrungen treffen

Besonders die Woche davor und danach ist sehr kritisch. Gehen Sie so gut es geht an Orten spazieren die weit abgeschieden vom Geschehen sind (Naturschutzgebiete, Wälder usw.). Führen Sie Ihren Hund nur noch an Geschirr und Leine. Auch wenn Sie sich sicher sind, dass Ihr Hund zwar schreckhaft aber nicht panisch reagiert - es kann immer mal etwas unvorhergesehenes passieren. Auch Orte die der Hund mit Spaß und Freude verbunden hat (z.B. Hundefreilaufflächen) sind bestens geeignet um den Hund abzulenken und seine Emotionen in eine positive Richtung zu lenken.


Bleiben Sie ruhig

Auch wenn Sie glauben, dass Sie ruhig und entspannt sind, so merkt es Ihr Hund relativ schnell ob das auch tatsächlich so ist. Viele Hundebesitzer sind recht schnell nervös (Sorge um den Hund) sobald es draußen los geht. Die Sorge dass es dem geliebten Vierbeiner nicht gut geht sorgt dafür, dass Sie sich körperlich verändern (Adrenallin Ausschuss, Schweißbildung durch Stress, den der Hund riechen kann oder Verhaltensänderung durch Alkoholeinfluss). Versuchen Sie also so gut es geht entspannt zu sein und nicht nur den Anschein danach zu haben. Panik, Angst und Wut sind genauso ansteckend wie Gelassenheit und Freude. Versuchen Sie daher eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, z.B. durch ruhige Musik.


Mitgefühl statt Mitleid

Versuchen Sie sich neben Ihrer Souveränität dennoch in Ihren Hund hinein zu versetzen und zu verstehen wie er sich gerade fühlt. "Och du armes Baby" ist in dem Fall der falsche Weg da Hunde anhand der Intonation durchaus erkennen was Sie ihm gerade vermitteln wollen. Sollte Ihr Hund es mögen, streicheln Sie ihn mit ruhigen sanften Berührungen - aber stellen Sie sicher, dass auch Sie sich in einer entspannten Situation befinden, sodass sich Ihre Ruhe auf den Hund übertragen kann. Hektische Bewegungen von Ihnen oder Ihrem Umfeld können stören. Ebenfalls kann Spielen oder Leckerlies verstecken eine positive Wirkung auf die Angst haben, vorausgesetzt der Hund ist noch nicht panisch. Sollte Ihr Hund Körperkontakt wollen, verwehren Sie ihm diesen nicht.

Die Behauptung "Man solle den Hund ignorieren, sonst verstärkt man die Angst" ist ein weit verbreiteter Irrtum. Eine Mutterhündin würde niemals ihre Welpen ignorieren wenn diese Angst haben sondern bietet ihnen Schutz und ein sicheres Gefühl durch Zuneigung. Das sollten Sie ebenfalls tun denn Sie sind ja immer die Person an der sich Ihr Hund orientiert. Sollte Ihr Hund diese körperliche Nähe allerdings nicht wollen, dann zwängen Sie ihm diese bitte nicht auf sondern versuchen Ihn mit Spielzeug oder Leckerchen zu einer alternativen Handlung zu motivieren.


Der sichere Rückzugsort

Viele Hunde neigen dazu sich in Momenten der Angst zu verkriechen. Sei es unter dem Bett oder bei Ihnen. Sie können Ihrem Hund allerdings auch einen sicheren Rückzugsort schaffen z.B. durch eine Faltbox. Diese können Sie mit kuscheligen Decken und Ihrem Geruch ausstatten - eben alles was der Hund dazu benötigt um sich wohl zu fühlen. Allerdings sollte diese Box antrainiert werden und der Hund sollte sich ohne Zwang in die Box legen wollen. Auch sollte die Box niemals geschlossen werden sodass der Hund freien Zugang dazu hat und jederzeit wieder heraus kann. Viele Hunde lieben die Box, da sie einen geschützten Bereich bietet und einer Höhle nachempfunden ist. Achten Sie daher darauf, dass die Box zu allen Seiten geschlossen ist (außer vorne) und in einer Ecke positioniert ist von der aus der Hund alles sehen kann.


Vorsicht bei Medikamenten

Die Gabe von Medikamenten sollte IMMER in Absprache mit dem Haustierarzt erfolgen! Einige Medikamente haben die Eigenschaft den Körper aber nicht den Geist zu beruhigen (Bei Medikamenten welche Acepromazin enthalten ist dies bereits bekannt). Dies würde Ihrem Hund also absolut gar nichts bringen - im Gegenteil- Ihr Hund nimmt nach wie vor alle Reize wahr, kann aber körperlich nicht entsprechend seiner Natur darauf reagieren.

Bevor Sie zu starken und chemisch basierten Psychopharmaka oder Beruhigungsmitteln greifen, versuchen Sie erst einmal, in Absprache mit einem Tierheilpraktiker, eine Therapie auf pflanzlicher Basis zu beginnen. Hier hat sich die Bachblütentherapie sehr oft bewährt. Die Therapie sollte allerdings schon Monate vorher begonnen werden und dual dazu ein entsprechendes Training begonnen werden um den Hund auf den Silvesterabend vorzubereiten. Sollte es dazu schon zu spät sein, gibt es in der Apotheke die sog. Rescue Tropfen von Dr.Bach speziell für Haustiere. Dies sollte aber tatsächlich nur als Notbehelf dienen da für eine vernünftige Therapie eine MIschung für Ihren Hund hergestellt werden sollte.


DAP (Dog Appeasing Pheromone)

Auch den Einsatz von sog. DAP (Dog Appeasing Pheromone) können Sie in Betracht ziehen sofern der Hund noch nicht älter als 2 Jahre ist. DAP ist ein Pheromon welches die Mutterhündin beim Säugen ausschüttet - ebenfalls eine konditionierte Entspannung vom Babyalter an. Allerdings zeigen neueste Erkenntnisse, dass dies bei älteren Hunden nicht mehr die Wirkung hat wie es bei jüngeren Tieren der Fall ist. DAP ist erhältlich als Spray, Halsband oder Zerstäuber für die Steckdose (Meist von der Firma Adaptil).

Aber Achtung! Nicht jeder Hund mag diesen Duft oder reagiert gleichermaßen auf diesen Wirkstoff, daher sollten Sie es vorher unbedingt testen.


Entspannungskonditionierung

Sie kennen es bestimmt auch selbst. Sie riechen Glühwein und Lebkuchen. Woran denken Sie? - richtig - an Weihnachten. Dies nennt sich Konditionierung. Ein Reiz wird mit einer Erfahrung verknüpft und löst eine Reaktion aus.

Ebenso kann man in der Hundeerziehung tricksen. Ihr Hund ist gerade in einer Entspannten Situation (z.B. beim Kuscheln). Spielen Sie nun jedes Mal wenn der Hund entspannt ist eine bestimmte Musik oder sprechen ein bestimmtes Wort - verknüpft der Hund dieses Geräusch/Wort schon bald mit Entspannung. Dies kann Ihnen an Silvester durchaus eine große Hilfe sein. Richtig einkonditionierte Reize vergisst der Hund auch über einen längeren Zeitraum nicht so schnell.


Außenreize

Die lauten Geräusche und das grelle Licht sind Auslöser für Angst. Verdunkeln Sie daher so gut es geht alle Fenster und stellen Sie den Fernseher oder die Stereo Anlage etwas lauter. So überschatten Sie die akustischen und visuellen Reize draußen. Sprechen Sie mit Ihrem Hund, loben Sie ihn für gutes Verhalten (am besten mit einer freundlichen oder quietschigen Stimme - alles was der Hund mag ist hier erlaubt). Allerdings sollten die erzeugten Geräusche auch nicht unangenehm für die empfindlichen Hundeohren sein.


Trainieren

Es empfiehlt sich einen Trainer zur Rate zu ziehen um den Hund vernünftig auf den Jahreswechsel vorzubereiten. Intensive Desensibilisierung ist hier das Stichwort. Wichtig sind hierbei die Herangehensweise und Durchführung - diese ist abhängig von dem Panikgrad des Hundes. Ist die Angst schon sehr stark ausgeprägt, kann nicht direkt mit den Geräuschen vom Feuerwerk angefangen werden. Eine langsame Steigerung des akustischen Reizes ist hierbei sehr wichtig, weshalb Sie das Training auch nicht auf eigene Faust durchführen sollten. Schnell schleichen sich kleine Fehler ein die das Verhalten und die Angst nur noch verschlimmern können.



Wir hoffen, dass Sie und Ihr Vierbeiner entspannt durch den Jahreswechsel kommen und wünschen Ihnen schon jetzt einen guten Rutsch in das Jahr!